Viele Harley Fahrer sind damit zufrieden, einmal im Jahr ein paar Alpenpässe unfallfrei bezwungen zu haben. Davon werden dann umfängliche Videos in Youtube und massig Heldenphotos ins Netz gestellt, die dieses Abenteuer für die Nachwelt angemessen dokumentieren sollen.
Andere mögen Herausforderungen mit etwas mehr Biss.
Eine ganz besondere Herausforderung ist das Fahren extrem langer Strecken in kurzer Zeit. Besondere Berühmtheit erlangte dabei die Iron Butt Association (IBA), welche diverse Langstreckenrallys in die Welt gerufen hat. Zum Beispiel 10.000 Meilen in 10 Tagen. Oder alle 48 amerikanischen Kontinentalstaaten in 10 Tagen. Das sind echte Extremtouren.
Aber für den Start tun es auch kürzere Strecken. Diese Art von Langstreckenfahrten ist etwas für alle, die einfach nur gerne fahren. Ohne nölende Sozia, ohne unnötige Pinkel- oder Rauchpausen, ohne Poserphotos. Nur Fahren.
Pro und Contra
Natürlich ist es ein Stress für Fahrer und Material, was aber den Spass nicht ausschliesst. Wie man auch bei den meisten Sportarten sieht. Wenn man eine solche Strecke Nonstop gefahren ist, dann glaubt man nicht nur, dass die Maschine das ohne Probleme durchhält. Man weiss es. Das gleiche gilt für den Fahrer...
Manche mögen Einwenden, dass sich das Motorradfahren nur durch langsames Cruisen erschliesst. Aber beides hat seinen Reiz. Wenn ich normal unterwegs bin, fahre ich öfter nicht mehr als eine Tankfüllung pro Tag. Durch ausgesuchte Landschaft, kleine Strassen, Panorama. Das drückt den Schnitt auf unter 30km/h.
Das Gegenteil ist aber eben auch reizvoll. Und auch eine besondere Herausforderung. Mal einfach nur fahren, bis man genug hat. Das hat seine eigene Qualität.
Natürlich wird man Müde. Und muss trotzdem noch sicher fahren. Wer sich das nicht zutraut, für den ist das nix. Aber wenn ich an den unzähligen Lastern vorbeifahre, relativiert sich das "besondere" daran. Diese Jungs machen das ihr Leben lang und verdienen ihr Geld damit (Fahrtenschreiber hin- oder her).
Und man sieht unterwegs eine Menge von der Landschaft. Das Wetter ändert sich, die Farben und das Profil der Gegend. Sogar der Geruch. Am Ende der Fahrt ist man dann irgendwo in Europa, wo man sonst nicht hinkäme. Und kann von da aus wieder (gemütlich) die Heimreise antreten...
Iron Butt Association Germany
Die erste Adresse für Langstreckenfahrer ist die IBA Germany. Dort erfährt man alles über die ausgeschriebenen Wettbewerbe (Rides), die Teilnahmebedingungen und nützliche technische und organisatorische Information. Für Einsteiger sind folgende Rides geeignet:
Übersicht über die Rides
Es gibt die meisten Rides als klassische Meilenversion und hier in Europa auch als Kilometerversion. Wobei der SS1600K in etwa dem SS1000 entspricht (1000 Meilen = 1610 Kilometer).
Allen Rides ist gleich, dass man einen (oder manchmal auch mehrere) Zeugen jeweils bei Abfahrt und bei der Ankunft braucht, die mit Namen, Adresse, Telefon und evtl. E-Mail schriftlich bezeugen, dass man zu dem gegebenen Zeitpunkt vor Ort war. Zudem müssen die Strecken, besonders aber der Start und die Ankunft durch Tankbelege mit Ort und Zeitangabe belegt sein. Es geht auch der Beleg eines Geldautomaten.
Natürlich müssen auch alle Tankbelege, die während der Fahrt anfallen, gesammelt, nummeriert und eingesandt werden. Gleiches gilt für Mautquittungen. Deshalb muss man sich vorher schon eine sichere und funktionierende Version einfallen lassen, wie man diese Belege sammelt und beschriftet. Es wird immer wieder von Fahrern berichtet, denen mitten in der Nacht an der Tankstelle die Belege mit dem Wind davongeflogen sind. Wäre mir auch mal fast passiert, als ich gleichzeitig tanken, essen und schreiben wollte. Dumm gelaufen.
Man kann während einer Fahrt auch mehrere Rides absolvieren, wenn man schonmal auf dem Weg ist. Zum Beispiel den SS1000, dann fährt man weiter bis man auch den BB1500 absolviert hat. Jeder dieser Rides, auch wenn er auf einer Fahrt absolviert wurde, braucht seinen eigenen Zeugen und Beleg für die jeweilige Ankunft.
Für die Anerkennung des Rides sendet man alle Belege zusammen mit einer einfachen Karte (Google Map gedruckt), welche den gefahrenen Weg dokumentiert, an die Iron But Association Germany. Dann überweist man auch noch die fällige Gebühr und bekommt nach Prüfung der Belege und der Strecke nach etwa 3-5 Wochen eine schöne Urkunde. Wenn man das erste Mal teilgenommen hat, erhält man auch seine IBA Mitgliedsnummer und ein Passwort, mit dem man dann auf der Homepage weitere Artikel (Anstecker, Aufnäher) erwerben kann, welche den bestandenen Ride öffentlich kundtun.
Es kommt bei diesen Rides auch nicht darauf an, besonders schnell unterwegs zu sein. Nicht das Fahren mit der Höchstgeschwindigkeit bringt einen ans Ziel, sondern dass man seinen Schnitt hält. Wirklich Zeit fressen tun die Stops, nicht die 80km/h Zonen, in denen man mal langsamer unterwegs ist. Bei der SS1000 zum Beispiel hat man 24h Zeit für die 1600km. Das geht. Ohne Vollgas, sondern mit gemütlichen 120km/h Maximalgeschwindigkeit. Auch mit touristischen Pausen zwischendrin. Zum Beispiel bin ich in Südspanien nicht auf der Autobahn, sondern auf der Küstenstrasse gefahren. Und habe auch noch touristische Abstecher gemacht (Valencia: Museeninsel, Benidorm: das höchste Wohnhaus Europas, kam in Discovery..)
Wenn man bereits einen der Anfängerrides bestanden hat, darf man sich auch für die fortgeschrittenen Rides bewerben:
Weitere Rides sind auf der Homepage der IBA zu finden. Die BBG Rides sind wirklich SEHR anspruchsvoll. Bei BBG1500 wird die Strecke, die ich in 33 Stunden bewältigt habe, in nur 24h bewältigt. Da darf nix schiefgehen, die Pausen sind kurz und es gibt keinen Spielraum für Sightseeing.
Mein eigener Ride
Ich hatte schon seit mehreren Jahren die Idee, so eine Langstreckenfahrt zu machen. Aber entweder war das Wetter schlecht, oder ich war mit einer Gruppe unterwegs, oder musste auch mal Arbeiten. Am 16.9.12 war es dann soweit. Es war ein ruhiger Sonntag Nachmittag und ich habe aus Langeweile mal die Laberecke des Milwaukee Forums durchgeblättert. Dann las ich einen Thread über Langstreckenwettbewerbe, in dem die IBA erwähnt wurde: Milwaukee V-Twin Forum - Community & Infos über Harley-Davidson - Herausforderungen - Swiss500, Antwerp500 - was gibts noch in Europa?.
Das war um 16:00 Uhr. Bis 16:30 hatte ich im Netz die IBA Teilnahmebedingungen studiert und den Entschluss gefasst, nach Gibraltar zu fahren. Da war ich noch nie. Dann kurz bei WetterOnline festgestellt, dass sich die ganze restliche Woche eine stabile Hochdruckzone über Westeuropa halten wird. Kurz eine Karte rausgesucht, GPS grob programmiert, IBA Unterlagen ausgedruckt, Sachen gepackt und einen Zeugen für die Abfahrt gesucht. Um 19:00 war ich auf der Autobahn.
Route nach Almendralejo, Spanien auf einer größeren Karte anzeigen
Das Fahren in die Dunkelheit hinein war gerade das richtige. Ich arbeit oft Nachts und bin deshalb langes Aufbleiben gewöhnt. Bei Tagesanbruch war ich an der Spanischen Grenze. Dann eine kleine Schlafpause und weiter. Ich hatte ein paar Ziele, die ich mir unterwegs angeschaut habe. Die Museeninsel in Valencia, die Hochhäuser von Benidorm (mit Eis-Essen am Strand) und die Hütte (Schlosshotel?) meines früheren Kollegen in Motril/Südspanien.
Trotzdem hatte ich nach 20 Stunden die ersten 1000 Meilen geschafft und auch einen Zeugen gefunden. Während der Fahrt habe ich mir überhaupt erst überlegt, dass ich ja nach Ankunft in Gibraltar so lange weiterfahren könnte, bis ich auch BB1500 erreiche. Zeit genug hatte ich ja für solche Überlegungen. Während der Fahrt kann man gemütlich über alles Nachdenken, was einem so in den Sinn kommt. Oder besser gleich in den meditativen Zustand ohne Gedanken und Emotionen übergehen. Reine Aufmerksamkeit. Ich hätte auch SS2000K knapp erfüllt (2000km in 24h), habe aber im vorgegebenen Zeitraster keinen Zeugen gefunden.
Um 23:00 war ich in Gibraltar. Kurz getankt, durch Gibraltar gefahren, Felsen angeschaut, im Dunkeln keinen Affen gesehen und weiter nach Norden Richtung Sevilla. Weiter und immer weiter, bis ich die nötigen Kilometer zusammen hatte. Die zweite Nacht war sehr viel unangenehmer. Es war kalt, die Autobahn menschenleer, viele Tankstellen und Hotels an der Autobahn waren geschlossen. Um 4:00 Morgens fand ich nach dem Tanken endlich ein Hotel, das mir ein Zimmer geben wollte. Und der Nachtportier hat sich sogar als Zeuge zur Verfügung gestellt. Da hatte ich knapp 2600km auf dem Tages-Tachometer.
Dann habe ich bis zum nächsten Mittag durchgeschlafen, ein gutes Frühstück zu mir genommen und bin gemütlich nach Hause gefahren. Für den Rückweg habe ich 4 Tage gebraucht/verschwendet/genossen.
Der Lohn der ganzen Mühe waren zwei Urkunden und einen Kennzeichenhalter für Nummernschilder bis 200*200mm, bei dem der Text der IBA unten raussteht.


Zudem bekommt man in der ewigen Hall of Fame sein Plätzchen eingetragen: The World Is Our Playground!: Hall of Fame

Ich habe auch meine eigene Mitgliedsnummer erhalten: 55114. Mit dieser (und dem Passwort) kann man sich dann im Shop der IBA passende Patches, Pins und Aufkleber bestellen: Patches
Tipps
Grundsätzlich gilt, dass das Bike in einem technisch einwandfreien und gewarteten Zustand sein muss. Öl, Bremsen, Reifen, Batterie sind besonders sorgfältig zu prüfen. Es ist nützlich, vor der Fahrt den Tachometer mit Hilfe eines GPS geeicht zu haben. Oder zumindest sollte man wissen, wie hoch die tatsächliche Tachoabweichung ist. Die kann bis 5-10% betragen. Man muss dann also nicht nur 2000km fahren, sondern im Ernstfall 2200 Tachokilometer, um auf der sicheren Seite zu sein.
Bei der nächsten Fahrt würde ich folgendes anders machen:
Rallies
Die IBA Germany veranstaltet jedes Jahr eine sogenannte Rally. Das sind Langstreckenfahrten, bei denen nicht nur die gefahrenen Kilometer zählen, sondern man kann durch Anfahren (und Finden) von besonderen Wegpunkten zusätzlich Punkte sammeln. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt. Ich werde an den beiden folgenden Events selber teilnehmen und auch berichten.
Im Jahr 2013 findet die RoadRunner Rally statt. Da werden 1600km in 24 Stunden gefahren. Man kann demnach bei diesem Event einen SS1000 oder den SS1600K absolvieren. Die Teilnehmerzahl ist auf 50 Teilnehmer beschränkt, die Startgebühr beträgt 60/85 Euro.
The World Is Our Playground!: IBA Germany European Road Runner 2013
Im Jahr 2014 gibt es dann ein ganz grosses Event. Die Iron Butt European Tour. Das geht dann über 5Tage und umfasst mehrere Europäische Länder. Die Startgebühr ist entsprechend höher, nämlich 370/420 Euro.
The World Is Our Playground!: Iron Butt Association European Tour 2014

Andere Veranstalter
Es gibt auch andere Institutionen, die solche Rides anbieten. Oft auch in Form von Rallies, welche die Strecke durch ein Roadbook vorgeben, das dann abgefahren werden muss. Für das Finden der Zwischenziele gibt es extra Punkte. Solche speziellen Rides werden auch von der IBA Germany abgehalten.
IBA USA
Der IBA Dachverband in den USA veranstaltet auch extreme Rides, zu denen man sich anmelden kann, wenn man mal einen SS1000 oder Ähnliches absolviert hat. Rides wie Nordkap-Gibraltar in 72 Stunden setzen sogar einen BBG1500 voraus:
IBA - World's Toughest Motorcycle Riders
Swiss 500
In der Schweiz wird jährlich die Swiss 500 abgehalten, also 500 Meilen (805km) in 24 Stunden. Durchaus auch für Anfänger geeignet. Man sollte sich aber von der (im Vergleich zu den IBA Veranstaltungen) kurzen Distanz nicht täuschen lassen. Hier ein kurzer Bericht eines ehemaligen Teilnehmers (User Wildcat):
"Ich bin die swissmiles dieses Jahr gefahren, gemütlich war das ganze nicht. Die Strecke ist zu schaffen ohne große Hetze , das stimmt aber wenn man 10-12 Stunden und dann auch noch bei Nacht nur im Regen fährt ist das alles andere als gemütlich. Dabei war auch ein Pass über 2000 m mit Schnee , Nieselregen/schnee , Nebel und nasser glatter Fahrbahn. Strecken bei denen der komplette Fahrbahnbelag fehlten weil kurz vor der Rally die Strasse abgefräßt wurde und dann dort Schotter und Dreck lag. Kleine nette Sträßchen die eher ein Feldweg sind und dann immer wieder schauen ob noch alles mit dem vorgegebenen Roadbook übereinstimmt. Denke wenn man seinen eigenen Weg fahren kann kommt man in dieser Zeit viel weiter als die 500 meilen.
Fazit: Es hat Spass gemacht und ich werde sicherlich wieder einmal daran teilnehmen.".
Die Anmeldegebühr beträgt 60 CHF. Ich werde versuchen, 2013 daran teilzunehmen:Swiss 500
Hoka Hey Motorcycle Challenge
Hoka Hey ist ein Ausspruch des Sioux Häuptlings Crazy Horse und heist übersetzt "Es ist ein guter Tag zum Sterben". Übrigens genau wie das berühmte Klingonische Sprichwort: Heghlu'meH QaQ jajvam.
Hier haben wir das andere Extrem, es geht um 7000 Meilen in 7 Tagen. Erschwerend kommt hinzu, dass man versteckte Zwischenziele finden muss und kein GPS oder Handy verwenden darf. Nur Landkarten und das Roadbook. Das Preisgeld liegt bei sagenhaften 500.000$. Dafür beträgt die Startgebühr auch 1000$. Die werden nicht zurückerstattet, auch wenn man unterwegs stirbt, was bisher in jedem Jahr einigen Teilnehmern zugestossen ist (ohne Scheiss). Also nur etwas für Profis, die wissen, was sie tun und riskieren. Hoka Hey Motorcycle Challenge
"Clark W. Brown Jr.
Without a doubt, this was the most intense and demanding motorcycle event I have ever endured. The multiple Iron Butts and cross country rides I have done were nothing compared to this extreme test of navigational skills, endurance and overall intestinal fortitude!."
© 2012 Peter Viczena
Andere mögen Herausforderungen mit etwas mehr Biss.
Eine ganz besondere Herausforderung ist das Fahren extrem langer Strecken in kurzer Zeit. Besondere Berühmtheit erlangte dabei die Iron Butt Association (IBA), welche diverse Langstreckenrallys in die Welt gerufen hat. Zum Beispiel 10.000 Meilen in 10 Tagen. Oder alle 48 amerikanischen Kontinentalstaaten in 10 Tagen. Das sind echte Extremtouren.
Aber für den Start tun es auch kürzere Strecken. Diese Art von Langstreckenfahrten ist etwas für alle, die einfach nur gerne fahren. Ohne nölende Sozia, ohne unnötige Pinkel- oder Rauchpausen, ohne Poserphotos. Nur Fahren.
Pro und Contra
Natürlich ist es ein Stress für Fahrer und Material, was aber den Spass nicht ausschliesst. Wie man auch bei den meisten Sportarten sieht. Wenn man eine solche Strecke Nonstop gefahren ist, dann glaubt man nicht nur, dass die Maschine das ohne Probleme durchhält. Man weiss es. Das gleiche gilt für den Fahrer...
Manche mögen Einwenden, dass sich das Motorradfahren nur durch langsames Cruisen erschliesst. Aber beides hat seinen Reiz. Wenn ich normal unterwegs bin, fahre ich öfter nicht mehr als eine Tankfüllung pro Tag. Durch ausgesuchte Landschaft, kleine Strassen, Panorama. Das drückt den Schnitt auf unter 30km/h.
Das Gegenteil ist aber eben auch reizvoll. Und auch eine besondere Herausforderung. Mal einfach nur fahren, bis man genug hat. Das hat seine eigene Qualität.
Natürlich wird man Müde. Und muss trotzdem noch sicher fahren. Wer sich das nicht zutraut, für den ist das nix. Aber wenn ich an den unzähligen Lastern vorbeifahre, relativiert sich das "besondere" daran. Diese Jungs machen das ihr Leben lang und verdienen ihr Geld damit (Fahrtenschreiber hin- oder her).
Und man sieht unterwegs eine Menge von der Landschaft. Das Wetter ändert sich, die Farben und das Profil der Gegend. Sogar der Geruch. Am Ende der Fahrt ist man dann irgendwo in Europa, wo man sonst nicht hinkäme. Und kann von da aus wieder (gemütlich) die Heimreise antreten...
Iron Butt Association Germany
Die erste Adresse für Langstreckenfahrer ist die IBA Germany. Dort erfährt man alles über die ausgeschriebenen Wettbewerbe (Rides), die Teilnahmebedingungen und nützliche technische und organisatorische Information. Für Einsteiger sind folgende Rides geeignet:
Übersicht über die Rides
- Saddle Sore 1600K (1600 Kilometer in 24h)
- Saddle Sore 2000K (2000 Kilometer in 24h)
- Saddle Sore 1000 (1000 Meilen in 24h)
- Saddle Sore 2000 (2000 Meilen in 48h)
- Bun Burner 1500 (1500 Meilen in 36h)
- Bun Burner 2500K (2500 Kilometer in 36h)
Es gibt die meisten Rides als klassische Meilenversion und hier in Europa auch als Kilometerversion. Wobei der SS1600K in etwa dem SS1000 entspricht (1000 Meilen = 1610 Kilometer).
Allen Rides ist gleich, dass man einen (oder manchmal auch mehrere) Zeugen jeweils bei Abfahrt und bei der Ankunft braucht, die mit Namen, Adresse, Telefon und evtl. E-Mail schriftlich bezeugen, dass man zu dem gegebenen Zeitpunkt vor Ort war. Zudem müssen die Strecken, besonders aber der Start und die Ankunft durch Tankbelege mit Ort und Zeitangabe belegt sein. Es geht auch der Beleg eines Geldautomaten.
Natürlich müssen auch alle Tankbelege, die während der Fahrt anfallen, gesammelt, nummeriert und eingesandt werden. Gleiches gilt für Mautquittungen. Deshalb muss man sich vorher schon eine sichere und funktionierende Version einfallen lassen, wie man diese Belege sammelt und beschriftet. Es wird immer wieder von Fahrern berichtet, denen mitten in der Nacht an der Tankstelle die Belege mit dem Wind davongeflogen sind. Wäre mir auch mal fast passiert, als ich gleichzeitig tanken, essen und schreiben wollte. Dumm gelaufen.
Man kann während einer Fahrt auch mehrere Rides absolvieren, wenn man schonmal auf dem Weg ist. Zum Beispiel den SS1000, dann fährt man weiter bis man auch den BB1500 absolviert hat. Jeder dieser Rides, auch wenn er auf einer Fahrt absolviert wurde, braucht seinen eigenen Zeugen und Beleg für die jeweilige Ankunft.
Für die Anerkennung des Rides sendet man alle Belege zusammen mit einer einfachen Karte (Google Map gedruckt), welche den gefahrenen Weg dokumentiert, an die Iron But Association Germany. Dann überweist man auch noch die fällige Gebühr und bekommt nach Prüfung der Belege und der Strecke nach etwa 3-5 Wochen eine schöne Urkunde. Wenn man das erste Mal teilgenommen hat, erhält man auch seine IBA Mitgliedsnummer und ein Passwort, mit dem man dann auf der Homepage weitere Artikel (Anstecker, Aufnäher) erwerben kann, welche den bestandenen Ride öffentlich kundtun.
Es kommt bei diesen Rides auch nicht darauf an, besonders schnell unterwegs zu sein. Nicht das Fahren mit der Höchstgeschwindigkeit bringt einen ans Ziel, sondern dass man seinen Schnitt hält. Wirklich Zeit fressen tun die Stops, nicht die 80km/h Zonen, in denen man mal langsamer unterwegs ist. Bei der SS1000 zum Beispiel hat man 24h Zeit für die 1600km. Das geht. Ohne Vollgas, sondern mit gemütlichen 120km/h Maximalgeschwindigkeit. Auch mit touristischen Pausen zwischendrin. Zum Beispiel bin ich in Südspanien nicht auf der Autobahn, sondern auf der Küstenstrasse gefahren. Und habe auch noch touristische Abstecher gemacht (Valencia: Museeninsel, Benidorm: das höchste Wohnhaus Europas, kam in Discovery..)
Wenn man bereits einen der Anfängerrides bestanden hat, darf man sich auch für die fortgeschrittenen Rides bewerben:
- Saddle Sore 3000 (3000 Meilen in 72h)
- Saddle Sore 5000 (5000 Meilen in 120h)
- Bun Burner Gold 1500 (1500 Meilen in 24h)
- Bun Burner Gold 2500K (2500 Kilometer in 24h)
- Bun Burner Gold 3000 (2 mal BBG 1500 in jeweils 24h)
- ...
Weitere Rides sind auf der Homepage der IBA zu finden. Die BBG Rides sind wirklich SEHR anspruchsvoll. Bei BBG1500 wird die Strecke, die ich in 33 Stunden bewältigt habe, in nur 24h bewältigt. Da darf nix schiefgehen, die Pausen sind kurz und es gibt keinen Spielraum für Sightseeing.
Mein eigener Ride
Ich hatte schon seit mehreren Jahren die Idee, so eine Langstreckenfahrt zu machen. Aber entweder war das Wetter schlecht, oder ich war mit einer Gruppe unterwegs, oder musste auch mal Arbeiten. Am 16.9.12 war es dann soweit. Es war ein ruhiger Sonntag Nachmittag und ich habe aus Langeweile mal die Laberecke des Milwaukee Forums durchgeblättert. Dann las ich einen Thread über Langstreckenwettbewerbe, in dem die IBA erwähnt wurde: Milwaukee V-Twin Forum - Community & Infos über Harley-Davidson - Herausforderungen - Swiss500, Antwerp500 - was gibts noch in Europa?.
Das war um 16:00 Uhr. Bis 16:30 hatte ich im Netz die IBA Teilnahmebedingungen studiert und den Entschluss gefasst, nach Gibraltar zu fahren. Da war ich noch nie. Dann kurz bei WetterOnline festgestellt, dass sich die ganze restliche Woche eine stabile Hochdruckzone über Westeuropa halten wird. Kurz eine Karte rausgesucht, GPS grob programmiert, IBA Unterlagen ausgedruckt, Sachen gepackt und einen Zeugen für die Abfahrt gesucht. Um 19:00 war ich auf der Autobahn.
Route nach Almendralejo, Spanien auf einer größeren Karte anzeigen
Das Fahren in die Dunkelheit hinein war gerade das richtige. Ich arbeit oft Nachts und bin deshalb langes Aufbleiben gewöhnt. Bei Tagesanbruch war ich an der Spanischen Grenze. Dann eine kleine Schlafpause und weiter. Ich hatte ein paar Ziele, die ich mir unterwegs angeschaut habe. Die Museeninsel in Valencia, die Hochhäuser von Benidorm (mit Eis-Essen am Strand) und die Hütte (Schlosshotel?) meines früheren Kollegen in Motril/Südspanien.
Trotzdem hatte ich nach 20 Stunden die ersten 1000 Meilen geschafft und auch einen Zeugen gefunden. Während der Fahrt habe ich mir überhaupt erst überlegt, dass ich ja nach Ankunft in Gibraltar so lange weiterfahren könnte, bis ich auch BB1500 erreiche. Zeit genug hatte ich ja für solche Überlegungen. Während der Fahrt kann man gemütlich über alles Nachdenken, was einem so in den Sinn kommt. Oder besser gleich in den meditativen Zustand ohne Gedanken und Emotionen übergehen. Reine Aufmerksamkeit. Ich hätte auch SS2000K knapp erfüllt (2000km in 24h), habe aber im vorgegebenen Zeitraster keinen Zeugen gefunden.
Um 23:00 war ich in Gibraltar. Kurz getankt, durch Gibraltar gefahren, Felsen angeschaut, im Dunkeln keinen Affen gesehen und weiter nach Norden Richtung Sevilla. Weiter und immer weiter, bis ich die nötigen Kilometer zusammen hatte. Die zweite Nacht war sehr viel unangenehmer. Es war kalt, die Autobahn menschenleer, viele Tankstellen und Hotels an der Autobahn waren geschlossen. Um 4:00 Morgens fand ich nach dem Tanken endlich ein Hotel, das mir ein Zimmer geben wollte. Und der Nachtportier hat sich sogar als Zeuge zur Verfügung gestellt. Da hatte ich knapp 2600km auf dem Tages-Tachometer.
Dann habe ich bis zum nächsten Mittag durchgeschlafen, ein gutes Frühstück zu mir genommen und bin gemütlich nach Hause gefahren. Für den Rückweg habe ich 4 Tage gebraucht/verschwendet/genossen.
Der Lohn der ganzen Mühe waren zwei Urkunden und einen Kennzeichenhalter für Nummernschilder bis 200*200mm, bei dem der Text der IBA unten raussteht.
Zudem bekommt man in der ewigen Hall of Fame sein Plätzchen eingetragen: The World Is Our Playground!: Hall of Fame
Ich habe auch meine eigene Mitgliedsnummer erhalten: 55114. Mit dieser (und dem Passwort) kann man sich dann im Shop der IBA passende Patches, Pins und Aufkleber bestellen: Patches
Tipps
Grundsätzlich gilt, dass das Bike in einem technisch einwandfreien und gewarteten Zustand sein muss. Öl, Bremsen, Reifen, Batterie sind besonders sorgfältig zu prüfen. Es ist nützlich, vor der Fahrt den Tachometer mit Hilfe eines GPS geeicht zu haben. Oder zumindest sollte man wissen, wie hoch die tatsächliche Tachoabweichung ist. Die kann bis 5-10% betragen. Man muss dann also nicht nur 2000km fahren, sondern im Ernstfall 2200 Tachokilometer, um auf der sicheren Seite zu sein.
Bei der nächsten Fahrt würde ich folgendes anders machen:
- Auf den Urkunden wird der Start und Zielort genannt. Ich bin soweit gefahren, bis die Kilometer voll waren. Das war dann in Almendralejo, ein Nest das keiner kennt. Jetzt würde ich so planen, dass ich an einem Ort ankomme, den man auch auf der Landkarte findet.
- Ich würde eine Strassenkarte ausdrucken und meinen Weg und die Position der Tankstellen schon beim Tankhalt markieren. Das nachträglich rauszusuchen ist lästig.
- Ein Schreibbrett mit einer wetterfesten Tasche für die Belege.
- Eine festinstallierte Kamera (GoPro), die alle 30 Sekunden ein Photo macht. Ich selber hatte keine Lust, den Photoapparat rauszuholen. Jetzt habe ich auch keine Photos von der Fahrt.
- Die Abfahrtzeit würde ich so legen, dass ich Nachmittags ankomme, wenn man noch offene Hotels findet.
- Die elektrisch beheizbare Weste würde ich nicht im Schrank lassen, sondern diesmal mitnehmen. Auch wenn es tagsüber heiss ist, können die Nächte kalt werden, und die kriechende Kälte fördert nicht gerade die Konzentration.
- Einen einfachen Schlafsack und ein Kissen, die das kurze Schläfchen auf der Parkbank neben dem Bike bequemer machen.
- Einen Weg finden, wie mein Android Handy alle 30 min meine Standortmeldung übermittelt. So könnten Freunde und Verwandte die Reise am Rechner mitverfolgen. Doppelter Spass.
Rallies
Die IBA Germany veranstaltet jedes Jahr eine sogenannte Rally. Das sind Langstreckenfahrten, bei denen nicht nur die gefahrenen Kilometer zählen, sondern man kann durch Anfahren (und Finden) von besonderen Wegpunkten zusätzlich Punkte sammeln. Wer die meisten Punkte hat, gewinnt. Ich werde an den beiden folgenden Events selber teilnehmen und auch berichten.
Im Jahr 2013 findet die RoadRunner Rally statt. Da werden 1600km in 24 Stunden gefahren. Man kann demnach bei diesem Event einen SS1000 oder den SS1600K absolvieren. Die Teilnehmerzahl ist auf 50 Teilnehmer beschränkt, die Startgebühr beträgt 60/85 Euro.
The World Is Our Playground!: IBA Germany European Road Runner 2013
Im Jahr 2014 gibt es dann ein ganz grosses Event. Die Iron Butt European Tour. Das geht dann über 5Tage und umfasst mehrere Europäische Länder. Die Startgebühr ist entsprechend höher, nämlich 370/420 Euro.
The World Is Our Playground!: Iron Butt Association European Tour 2014
Andere Veranstalter
Es gibt auch andere Institutionen, die solche Rides anbieten. Oft auch in Form von Rallies, welche die Strecke durch ein Roadbook vorgeben, das dann abgefahren werden muss. Für das Finden der Zwischenziele gibt es extra Punkte. Solche speziellen Rides werden auch von der IBA Germany abgehalten.
IBA USA
Der IBA Dachverband in den USA veranstaltet auch extreme Rides, zu denen man sich anmelden kann, wenn man mal einen SS1000 oder Ähnliches absolviert hat. Rides wie Nordkap-Gibraltar in 72 Stunden setzen sogar einen BBG1500 voraus:
IBA - World's Toughest Motorcycle Riders
Swiss 500
In der Schweiz wird jährlich die Swiss 500 abgehalten, also 500 Meilen (805km) in 24 Stunden. Durchaus auch für Anfänger geeignet. Man sollte sich aber von der (im Vergleich zu den IBA Veranstaltungen) kurzen Distanz nicht täuschen lassen. Hier ein kurzer Bericht eines ehemaligen Teilnehmers (User Wildcat):
"Ich bin die swissmiles dieses Jahr gefahren, gemütlich war das ganze nicht. Die Strecke ist zu schaffen ohne große Hetze , das stimmt aber wenn man 10-12 Stunden und dann auch noch bei Nacht nur im Regen fährt ist das alles andere als gemütlich. Dabei war auch ein Pass über 2000 m mit Schnee , Nieselregen/schnee , Nebel und nasser glatter Fahrbahn. Strecken bei denen der komplette Fahrbahnbelag fehlten weil kurz vor der Rally die Strasse abgefräßt wurde und dann dort Schotter und Dreck lag. Kleine nette Sträßchen die eher ein Feldweg sind und dann immer wieder schauen ob noch alles mit dem vorgegebenen Roadbook übereinstimmt. Denke wenn man seinen eigenen Weg fahren kann kommt man in dieser Zeit viel weiter als die 500 meilen.
Fazit: Es hat Spass gemacht und ich werde sicherlich wieder einmal daran teilnehmen.".
Die Anmeldegebühr beträgt 60 CHF. Ich werde versuchen, 2013 daran teilzunehmen:Swiss 500
Hoka Hey Motorcycle Challenge
Hoka Hey ist ein Ausspruch des Sioux Häuptlings Crazy Horse und heist übersetzt "Es ist ein guter Tag zum Sterben". Übrigens genau wie das berühmte Klingonische Sprichwort: Heghlu'meH QaQ jajvam.
Hier haben wir das andere Extrem, es geht um 7000 Meilen in 7 Tagen. Erschwerend kommt hinzu, dass man versteckte Zwischenziele finden muss und kein GPS oder Handy verwenden darf. Nur Landkarten und das Roadbook. Das Preisgeld liegt bei sagenhaften 500.000$. Dafür beträgt die Startgebühr auch 1000$. Die werden nicht zurückerstattet, auch wenn man unterwegs stirbt, was bisher in jedem Jahr einigen Teilnehmern zugestossen ist (ohne Scheiss). Also nur etwas für Profis, die wissen, was sie tun und riskieren. Hoka Hey Motorcycle Challenge
"Clark W. Brown Jr.
Without a doubt, this was the most intense and demanding motorcycle event I have ever endured. The multiple Iron Butts and cross country rides I have done were nothing compared to this extreme test of navigational skills, endurance and overall intestinal fortitude!."
© 2012 Peter Viczena
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