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Harley Fahrtechnik 6, Fahren in Gruppen

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    Fahren : Harley Fahrtechnik 6, Fahren in Gruppen


    Fahren in der Gruppe

    Das ist der vorerst letzte Teil der Serie über Harley Fahrtechnik. Das Fahren in einer Gruppe setzt voraus, daß die teilnehmenden Mitfahrer bereits eine gewisse Grundfertigkeit im Kurvenfahren, Bremsen und Anfahren haben. Der interessierte Leser wird gebeten, diese Kapitel zu Rate zu ziehen.

    Hier wird es jetzt wirklich nur um die Besonderheiten von Gruppenfahrten gehen.

    Vor der Fahrt

    Die Technik

    Bevor es losgeht, sollte bei allen Bikes Öl, Luftdruck und Benzin überprüft werden. Alle Bikes müssen vollgetankt sein. Es schadet auch nicht, wenn der verantwortliche Leader (derjenige, der vorne fährt) eine kleine Taschenlampe dabei hat und einen kurzen Blick auf die Bremsbeläge der teilnehmenden Maschinen wirft. Besonders die Hinteren sind anfällig für Verschleiss. Auch das Reifenprofil sollte noch gut genug für die Reise sein.

    Wenn es um eine längere Tour über mehrere Tage geht, sollten die Bikes auch eine frische Inspektion hinter sich haben. Ich hatte mal eine BMW800 in der Gruppe, bei der ich nacheinander (während der Tour) den undichten Wasserkühler repariert, Öl nachgefüllt, die Kettenspannung eingestellt und das Lenkkopflager justiert habe. Nur weil der entsprechende Teilnehmer sich die Inspektion sparen wollte.

    Jeder Mitfahrer sollte wissen (und es auch schriftlich haben), wie die Harley Alarmanlage abgeschaltet wird, wie der Alarm manuell deaktiviert werden kann und wie die passende PIN ist. Diese Informationen findet man im Fahrerhandbuch. Sollte die PIN verloren gegangen sein, kann der Händler eine neue aufspielen. Im neueren Handbuch ist eine Erinnerungszettel zum heraustrennen vorbereitet.

    Es zeigt sich immer wieder, dass irgendein Bike sich zwischendurch weigert, den Alarm FOB (den Anhänger) zu akzeptieren und das Starten verweigert. Dann muss man in der Lage sein, die Alarmanlage mit Hilfe der Blinker freizuschalten. Sonst kann man nicht weiterfahren. Das passiert dann meist bei strömenden Regen, und der besagte Zettel ist ganz unten im Gepäck.

    Sollte man eine Panne haben und abgeschleppt werden, muss die Sirene abgeschaltet werden, sonst jault sie die ganze Zeit auf dem Abschleppwagen.

    Und wenn man schon so einen Zettel hat, dann notiert man sich darauf auch gleich den richtigen Reifendruck Vorne und Hinten sowie (falls vorhanden) den richtigen Druck für die Luftgestützten Dämpfer.


    Die Ausrüstung

    Jeder Teilnehmer hat seinen Regenkombi griffbereit verstaut. Bei einem Halt wegen aufkommendem Regen muss der Wechsel zum Regenkombi zügig passieren. Das Gepäck ist sicher verstaut und fest mit dem Bike verbunden. Jeder Teilnehmer hat eine Warnweste und ein Erste Hilfe Set für Motorräder dabei. Das ist in manchen Ländern sogar vorgeschrieben. Eine kleine wasserdichte Taschenlampe (LED) nützt nicht nur bei Pannen, sondern hilft auch bei Besichtigungen von alten Burgen, die dunklen Ecken auszuleuchten.

    Das die Papiere dabei sind (Personalausweis, Fahrzeugpapiere, evtl Freigaben) muss zwar eigentlich nicht erwähnt werden, aber ein kurzer Check schadet nicht. Besser als an der Grenze kontrolliert zu werden und festzustellen, dass ein Teilnehmer seinen Personalausweis vergessen hat. Besonders ärgerlich an einer Auslandsgrenze (Österreich/Tschechei). Da die Grenzkontrolle für Biker selten sind (wir werden i.A: durchgewunken) merkt man das erst in wirklich unangenehmen Locations. Viele Hotels im Ausland wollen den Personalausweis zum einchecken und behalten ihn dann bis zur Abreise. Nicht im Hotel vergessen!

    Bei längeren Touren sollte mindestens ein Teilnehmer mit entsprechendem Gepäckraum etwas Werkzeug für Unterwegs mitnehmen, Zündkerzen, 1-2l Motoröl, faltbarer Trichter, Gepäckgummis und ganz wichtig: genügend Kabelbinder in verschiedener Länge. Man glaubt gar nicht, wieviele Defekte man mit Kabelbindern beheben kann. Wenigstens bis zur nächsten Werkstatt. Ich selber habe Blinkerbirne, Abdeckung für den Blinker und eine H4 Leuchtmittel dabei. Gerade wenn man die schwarz gefärbten Blinker hat, sollte man eine der gelb gefärbten Birnen dabei haben. Die sind nicht leicht zu bekommen.

    Der kleine Harley Strassenatlas mit dem Verzeichniss aller Harley Händler in Europa ist gleichfalls nützlich. Auf meinem GPS sind die Koordinaten der Harley Händlerebenfalls fest installiert.
    HOG-Koordinaten

    Wenn Touring Bikes mitfahren, sollte auch ein 36mm Steckschlüssel im Werkzeug dabei sein. Sollte es unterwegs eine Reifenpanne geben, und ein Bike in die nächste Motorrad-Werkstatt geschleppt werden, dann ist nie ganz sicher, ob diese Werkstatt so eine Größe zum Lösen der Achsmutter überhaupt hat.

    Jeder Mitfahrer muss eine gültige Kreditkarte dabeihaben, mit der man Tanken kann und auch die MAUT-Gebühren bezahlt. Zwei Karten sind besser. Man sollte auch die PIN der Kreditkarte wissen, da im Ausland die automatischen Zapfsäulen immer den PIN-Code abfragen.

    Zu guter letzt sollte jeder Teilnehmer eine ADAC Plus Mitgliedskarte im Geldbeutel und eine Kraftfahr-Rechtschutzversicherung (muss nicht vom ADAC sein) abgeschlossen haben. Die HOG-Versicherung, die mit einer neuen Harley dabei ist, hat sich nicht wirklich bewährt. Und wenn man noch mehr Schutz braucht, dann eine Auslands- Krankenzusatzversicherung. Das ist etwas anderes wie die beim ADAC bereits enthaltene Unfallversicherung.


    Die Route

    Die Zubringerfahrten zu attraktiven Zielen werden am besten über die Autobahn gemacht. Wenn man die Landstrasse wählt, muss man berücksichtigen, dass eine Gruppe eine deutlich geringere Durchschnittsgeschwindigkeit wie ein einzelnes Bike hat. Das wirkt sich auch auf die Tagesetappen aus. Wenn man mit einer Gruppe 300km Tagesetappe schafft, hat man es fast schon übertrieben.

    Zu langes Fahren desmotiviert die Teilnehmer und führt zu Unmut und Konzentrationsschwäche. Besonders bei Hitze oder Regen. Und was nützt einem das schönste Hotel mit vorreserviertem Dinner und Swimming-Pool, wenn man erst um elf Uhr abend eintrudelt und nur noch eine kalte Platte zu Essen bekommt?

    Der führende Leader sollte unbedingt ein GPS an Bord haben. Und sich natürlich auch gut damit auskennen. So kann er während der Fahrt alternative Routen wählen, oder sich die nächste Tankstelle oder die nächste Gaststätte heraussuchen. Ich habe auf meinem Zumo 660 die Farbe der Darstellung so modifiziert, dass Überlandstrassen (kleiner als Bundesstrassen) in Grün dargestellt werden. Genau diese Strassen sind es, die landschaftlich attraktiv und besonders geeignet für Motorräder sind. Auf diesen Strassen kann man grosse Entfernungen zurücklegen, aber ohne störenden Verkehr. Die Bundesstrassen sind oft mit Lastern überfüllt.

    Man sollte wenn möglich auch Verbindungsstrassen zu Autobahnen meiden. Und auch die Ost-West Verbindungen in den Alpen. Diese sind regelmässig überfüllt und wenig spassig.

    Grössere Städte sind zu umfahren, auch wenn das 20km mehr Fahrt bedeutet. Mit einer Gruppe im Feierabend Stop-and-Go Verkehr gefangen zu sein, macht keinen Spass. Und jede Ampel kostet massiv viel Zeit und birgt die Gefahr in sich, dass die Gruppe auseinander reisst. Zudem sind Städte gerade im Sommer stinkig, heiss und ätzend. Dafür hat man sich kein Motorrad angeschafft. Meist gibt es zu den Städten Umgehungsstrassen, die aber vom GPS nicht automatisch gewählt werden. Die muss man manuell raussuchen. Ganz grosse Städte bieten oft die Möglichkeit, auf einer Autobahn an ihnen vorbeizukommen. Das ist trotz eventueller Maut die bessere Alternative.

    Jeder weitere Teilnehmer, der auch ein GPS hat, sollte gleichfalls das Ziel der Etappe programmiert haben. Am besten gleich die Adresse des Hotels oder des Campingplatzes. Sollte sich die Gruppe wider erwarten verlieren, übernehmen die Fahrer mit dem GPS die Führung der Splittergruppen und führen sie zum Ziel.


    Die Etappen

    Das Motorrad mit der geringsten Reichweite gibt die maximale Etappenlänge vor. Das sind meistens die Sportster. Wenn es eine Sportster mit "grossem" Tank ist, sollte man nach 150km Tanken. Bei kleinem Tank sind es nur 100km. Dynas schaffen 200km, Touring Bikes 250km. Natürlich ist dann noch etwas im Tank, also kann man im Notfall auch noch weitere 50km (und mehr!) fahren.

    Es ist eine gute Idee, etwa jede Stunde eine PinkelPause zu machen. Besonders wenn Damen mitfahren. Wenn immer möglich wird diese Rast mit einer Tankpause kombiniert.


    Das Tanken

    An der Tankstelle wird immer vollgetankt. Am besten stellen sich zwei (oder drei) Bikes zusammen an eine Zapfsäule und tanken, indem sie den Rüssel weitergeben. Nach dem Bezahlen kann man dann die Beträge auseinander dividieren. Das spart Zeit und Platz.

    Nach dem Tanken wird die Zapfsäule sofort geräumt und das Bike so abgestellt, dass es die anderen Verkehrsteilnehmern nicht behindert. Erst DANACH kann man weglaufen, um etwas zu Trinken, zu Schwätzen oder sein Geschäft zu erledigen. Zündschlüssel nicht an der Maschine vergessen! Jeder glaubt, der Andere bleibt da und passt auf, und auf einmal sind alle weggerannt und da stehen die Bikes, teilweise noch mit Licht an und steckendem Schlüssel...

    Man sollte die oben genannten Maximaletappen der Bikes nicht ohne Not überschreiten. Es ist zwar noch mindestens 50km mehr möglich, aber manchmal findet man nicht sofort eine Tankstelle. Oder sie wurde mitlerweile zugemacht. Oder der Automat nimmt keine deutschen Kreditkarten. Und mit der Reserve auf Tankstellensuche im wenig besiedelten Südfrankreich zu gehen, ist kein Spaß.

    Für die Tankautomaten sollte man auch immer ein paar 10-Euro Scheine in Reserve haben. Die werden eigentlich immer akzeptiert. Und das kann reichen, um bis zu einer "richtigen" Tankstelle zu kommen. Im Notfall kann man auch einen Autofahrer fragen, ob er im gegenzug zu Bargeld das Tanken auf seiner Kreditkarte zulässt. Das muss aber nicht immer klappen.

    Vor eine Bergetappe oder einem grossen Pass wird IMMER getankt, auch wenn man noch locker 100km fahren kann. Wer glaubt, er könne nach dem Pass noch tanken (wenn es sich "lohnt"), wird öfter mal bitter enttäuscht. Ich habe sogar schon erlebt, dass ein angeblich freier Pass einfach mittendrin gesperrt war. Dann darf man den ganzen Weg wieder zurückfahren. Nix mit Tanken in Italien...

    Getankt wird immer der beste Sprit, den die Zapfsäule hergibt. Wenn es 100 Oktan gibt, dann dieses. Wenn das beste das 98 Oktan ist, dann jenes. Und wenn gar nix anderes da ist, das "normale" Super. Gerade im Ausland weiss man nie, welche Plörre einem verkauft wird. In Frankreich zum Beispiel ist fast jedes Superbenzin E10. Natürlich ohne Rührprotokoll oder besonderen Hinweis.


    Das Waschen

    Irgendwie sind die Mücken in Südeurope aggressiver zu Lack und Aluminium als bei uns. Wenn man das Zeug zu lange drauflässt, hat man im nächsten Jahr kleine hässliche Rostnarben. Deshalb fahre ich bei grösseren Touren alle 3-4 Tage eine Münz-Waschstrasse an und spritze das ganze Mückengetier ab. Besonders vorne, von der Scheibe, der Gabel, dem vorderen Tank. Den Rest des Bikes kann man natürlich gleich mitabsprühen.

    Es lohnt sich, auch wieder eine Lage Wachs mit dem Dampfstrahler aufzubringen. Wenn man am Schluss mit den demineralisierten Wasser absprüht, bleiben keine Wasserflecken.


    Die Gruppengrösse

    Eine ideale Motorradgruppe hat eine Grösse von 6-7 Fahrern. Bis 10 geht es noch, danach wird es Mühsam. In diesem Fall empfiehlt es sich, die Gruppe in kleinere Gruppen aufzuteilen, die jeweils ihren eigenen Leader und Tail haben. Ganz grosse Ausfahrten mit 100 oder mehr Bikes sollten sowieso vorher mit den Behörden abgesprochen sein.


    Die Einweisung

    Bevor die Fahrt losgeht, also jeden Morgen, werden alle Fahrer zusammengerufen und der Leader macht eine Einweisung. Er gibt die Strecke bekannt, erklärt die verwendeten Handzeichen und Lichtsignale und spricht Schwierigkeiten und Probleme an, die am Vortag aufgetreten sind (alles, was er auf keinen Fall wieder im Rückspiegel sehen will...).

    Jeder Fahrer wird auch nochmal auf seine Eigenverantwortung, das Einhalten der Regeln und auf die Verantwortung für den ordnungsgemässen Zustand seines Bikes hingewiesen.

    Grundsätzlich sollten auch alle wichtigen Telefonnummern (Leader, Tail, ADAC) unter den Mitgliedern verteilt werden.

    Erst wenn alle Unklarheiten beseitigt sind, gibt es das Signal zum Aufsitzen.


    Disclaimer

    Alle Tips und Übungen in diesem Forum werden ausschlieslich zu Studienzwecken veröffentlicht. Wer diese ausprobiert, macht das auf eigenes Risiko. Der Autor übernimmt keinerlei Gewährleistung für die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der publizierten Informationen.



    © 2011, Peter Viczena
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    Zuletzt geändert von peter; 05.02.2014, 16:04.

    #2
    Fahrtechnik in der Gruppe

    Fahrtechnik

    Grundsätzliche Überlegungen

    Eine Gruppe von Harleys ist etwa so manövrierfähig wie ein 30-Tonnen LKW mit Anhänger. Und so muss man sie auch führen, wenn man vorne fährt. Die wichtigste Rollen kommen dem Fahrer ganz Vorne (dem Leader) und dem Fahrer ganz Hinten (dem Tail ) zu.


    Der Leader

    Der Konvoiführer ganz vorne hat eine besondere Verantwortung. Er "fährt" quasi einen 30-Tonner mit Anhänger, und muss entsprechend Vorausschauend und Besonnen fahren. Es ist die Aufgabe für einen erfahrenen Biker, der nicht erst noch seine Sporen abschleifen muss. Unerfahrene Heissporne an dieser Position sind eine Einladung für Unfälle.

    Der Leader hat bestenfalls ein GPS, mit dem er ständig die Route kontrolliert, Ausweichstrecken sucht, Tankstellen und Rastplätze findet.

    Der Leader entscheidet über Spurwechsel, die gefahrende Geschwindigkeit, die gewählte Strasse und startet die nötigen Überholmanöver. Ohne seine besondere Anweisung wird er nicht überholt, das heisst normalerweise fährt niemand vor dem Leader.

    Sein wichtigster Kontakt in der Gruppe ist der Schlussfahrer, der sogenannte Tail. Er versucht ständig festzustellen, ob er den Tail noch im Rückspiegel sieht. Wenn ja, ist die Gruppe intakt. Wenn nein, dann wird er ein wenig langsamer und schaut, wo der Tail abgeblieben ist. Wenn er gar nicht mehr im Rückspiegel erscheint, ist irgendwas vorgefallen. Zum Beispiel eine Panne. Dann sucht der Leader einen geeigneten Parkplatz, lässt die Gruppe dort Parken und fährt alleine zurück, um den Tail zu suchen und zu sehen, was los ist.

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    (Bild Alemannen Chapter Germany)


    Der Tail

    Der letzte Fahrer in der Gruppe muss Erfahren und Versiert sein. Der Tail hält die Gruppe zusammen, hilft bei Überholmanövern, hält drängelnde Autofahrer in Schach und hat von hinten die ganze Gruppe ständig im Blickfeld.

    Niemand fährt hinter dem Tail. Der Tail trägt am Besten eine gelbe oder orange Schutzweste, damit er vom Leader im Rückspiegel leicht ausgemacht werden kann. Nützlich ist, wenn das Tail-Bike ein auffälliges Vorderlicht hat (Zusatzscheinwerfer). Im Gegensatz zu allen anderen Bikes fährt der Tail nicht versetzt, sondern immer in der Mitte der Fahrbahn. Mit zwei Sekunden Abstand zum letzten Mitfahrer vor ihm.

    Wenn vor ihm ein Bike eine Panne oder einen Unfall hat, bleibt er auch stehen und wartet, bis der Leader kommt. Er ruft im Falle eines Unfalls auch den Rettungsdienst, sichert die Unfallstelle, leistet erste Hilfe. Es ist kein Fehler, wenn er wenigstens ein kleines faltbares Warndreieck dabeihat.


    Alle Anderen

    Im Prinzip können sich die anderen Mitfahrer aussuchen, ob sie weiter vorne oder weiter hinten fahren wollen. Üblicherweise finden sich kleine Gruppen zusammen, die eine ähnliche Fahrweise haben oder sich bereits kennen.

    Grundsätzlich sollten schnelle und gute Fahrer weiter hinten fahren, da an dieser Stelle eine etwas aggressivere Fahrweise nötig sein kann, um den Anschluss an die Gruppe nicht zu verlieren. Anfänger fahren am besten hinter dem Leader. Dadurch hat er die schwächsten Fahrer immer im Blick und kann während der Pause freundlich Korrekturen zur Fahrweise anbringen (die sogenannten Anschisse).

    Anfänger neigen gerne dazu, sich hinten einordnen zu wollen, damit sie niemanden "stören". Und natürlich auch keiner sieht, was sie so zusammenfahren. Das ist gefährlich und darf vom Leader nicht geduldet werden. Hinten fahren die besseren Fahrer. Punkt. Wenn sich während der Fahrt herausstellt, das ein hinten fahrendes Bike nicht zurechtkommt (ständig Lücken reist etc), dann muss der Leader den entsprechenden Fahrer aus Sicherheitsgründen hinter sich einordnen und eventuelle Korrekturen an der Fahrweise anbringen.

    In organisierten Motorradclubs kann das auch ganz anders sein. Da fährt vorne immer der Präsi, dann der Stellvertreter, dann der Kassenwart, dann der Schriftführer....

    Motorräder mit einem extrem lauten Auspuff nerven mit der Zeit die dahinterfahrenden Gruppenmitglieder. Es ist ein Zeichen der Höflichkeit, eine verstellbare Anlage während einer Gruppenfahrt zu schliessen. Und es tut auch den eigenen Ohren gut.



    Versetztes Fahren

    Wie die meisten schon wissen, wird in einer Gruppe versetzt gefahren. Ziel ist es, zum direkt vor einem fahrenden Vorderman einen Abstand von 2 Sekunden zu haben, aber gleichzeitig die Gruppe kompakt zu halten.


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    (Bild http://msf-usa.org/downloads/group_ride.pdf)

    Der Leader fährt immer vorne links. Von dieser Position hat er den besten Überblick über den vor ihm liegenden Verkehr. Die Rückpiegel erfassen eine Grossteil der Gruppe.

    Der Taíl fährt immer in der Mitte, mit 2 Sekunden Abstand zum Vordermann.

    Die übrigen Gruppenmitglieder reihen sich entsprechend ein. Wobei für die eigene Position (links oder rechts) immer nur der direkt vor einem fahrende Kollege verantwortlich ist. Sollte also mal jemand innerhalb der Gruppe seine Position wechseln, wird für alle anderen in der Gruppe hinter ihm ein eventueller Seitenwechsel fällig. Das bringt Unruhe in die Sache, weshalb willkürliche Positionswechsel vermieden werden sollten.

    Die 2 Sekundenregel ist aber nicht ausreichend. Der Hintermann muss immer so fahren, dass er das Gesicht des versetzt fahrenden Vordermannes (rechts oder links von ihm) in dessen Rückspiegel sieht. Nur so wird sichergestellt, dass man nicht in einem toten Winkel fährt und der Leader ständig seine Schäfchen sucht.

    Das versetzte Fahren macht aus einer Horde eine Einheit. So eine Formation wird von Autofahrern üblicherwiese wie ein Fahrzeug gesehen und behandelt. En Schwertransport aus lauter rollenden Rädern. Das verhindert, dass Autos einen sinnlosen Überholversuch machen, dann abbrechen und irgendwo mitten in der Formation stecken bleiben. Voraussetzung ist natürlich, dass die Bikes genügend dicht zusammenfahren. Entstehen in der Formation Lücken, ist das (gerade für Südländische Autofahrer) geradezu eine Einladung zum wilden Überholen.

    Für den Fall, das Bikes zu viel Abstand lassen und dahintrüddeln, womit sie sich und andere gefährden, habe ich ein eigenes Handzeichen entwickelt (Schneller, Schneller, Schneller).

    Die Formation sollte aus Sicherheitsgründen möglichst immer zusammenbleiben. Wenn die Formation mal auseinandergerissen wurde müssen sich die hinteren Fahrer bemühen, wieder aufzuschliessen. Deshalb fahren ja auch die besseren Fahrer hinten.


    Lücken schliessen

    Es kann passieren, dass jemand aus dem Konvoi ausschert und eine Lücke hinterlässt. Diese wird dann von den hinteren Fahrern derselben Spur aufgefüllt.

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ID: 2817

    (Bild Alemannen Chapter Germany)


    Fahren in Linie, Anhalten

    Bei engen Kurven, schmalen Strassen oder Baustellen wird die Formation natürlich aufgelöst und jeder fährt mit mindestens 2 Sekunden Abstand zum Vordermann hinter diesem her. Auch hier gilt, dass man seine Aufmerksamkeit nach vorne richten soll (2-3 Bikes Voraus), und nicht nur auf den Hinterreifen des Vorausfahrenden starren soll.

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ID: 2818
    (Bild Alemannen Chapter Germany)

    Nach der Engstelle wird eigenständig wieder die Formation eingenommen. Es gibt auch dafür spezielle Handzeichen, aber man muss den Leuten ja nicht alles vorkauen...


    Eigenverantwortung des Einzelnen

    Das Fahren in Formation verführt dazu, nur noch auf den Vorderman zu achten. Das ist gefährlich. Trotz der Gruppenfahrt bleibt jeder Fahrer individuell für sich, sein Fahrzeug und seine Fahrmanöver verantwortlich. Also reicht es auch nicht, nur dem Vordermann mit Gottvertrauen zu folgen. Sondern man muss selber weit in die Strasse sehen, die Kurven einschätzen, das Überholmanöver starten und durchziehen. Und eventuell auch abbrechen. Die Sicherheit des Fahrers hat Vorrang.

    Wobei andererseits ständiges Langsamfahren nicht sicher ist, sondern die Fahrt in einer Gruppe unnötig gefährlich macht. Deshalb muss sich jeder Mitfahrer darum bemühen, dass er den Anschluss behält, die Richtige Geschwindigkeit hat, zügig aufholt und den Abstand nicht zu gross werden lässt.

    Der Leader ist dafür verantwortlich, daß er jederzeit eine Geschwindigkeit wählt, die dem fahrerischen Können der Gruppe angemessen ist.

    Links

    Hier noch eine schöne Seite meines "Heimatchapters" zum Thema Fahren im Konvoi. Von denen habe ich auch die animierten GIFs (mit deren freundlicher Erlaubniss) :
    Alemannen Chapter Germany: Fahren im Konvoi


    Disclaimer

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    © 2011, Peter Viczena
    Zuletzt geändert von peter; 22.05.2017, 22:22.

    Kommentar


      #3
      Fahrmanöver in der Gruppe

      Fahrmanöver


      Losfahren, Zieharmonika Effekt

      Irgendwann muss der ganze Tross abfahren. Meist von einer Haltestelle auf eine Strasse. Der Leader fährt also los und gibt Gas. Der Nächste folgt und muss ein bischen mehr Gas geben, um dranzubleiben. Der dritte genauso. Bei 10 Teilnehmern darf dann der Tail fahren wie ein Berserker, um überhaupt noch Anschluss zu finden.

      Die Lösung ist, dass der Leader nur behutsam beschleunigen darf. immer wieder muss er das Bild von einem 30-Tonner LKW vor Augen haben, der nur mit dünnen Fäden zusammengehalten wird. Er muss behutsam beschleunigen. Nur dann haben die nachfolgenden eine Chance, die Formation zu halten.

      Der gleiche Grundsatz gilt für das Bremsen. Wenn der Leader stark bremst, muss der Tail ganz hinten eventuell voll in die Eisen steigen. Deshalb fährt der Leader besonders vorausschauend, um heftige Bremsmanöver zu vermeiden.





      Anhalten

      Wenn die Gruppe anhalten soll, gibt der Leader normalerweise ein Handzeichen. Er wird dann langsamer, blinkt und sucht einen genügend grossen Parkplatz oder eine Einbuchtung aus. Auf dem Parkplatz halten die Gruppenmitglieder entsprechend ihrer Position in der Gruppe an. Soll geparkt werden, ist das Prozedere für das Parken einzuhalten.

      Sollte kein Parkplatz zu finden sein und statt dessen nur eine gerade und gut einsehbare Strasse, dann fährt der Leader langsam an den Rand und stellt das Bike ab. Die anderen Bikes machen dasselbe, und sind dann wie Perlen an der Schnur am rechten Fahrbahnrand aufgereit. Weil alle Bikes am Strassenrand stehen, sind sie nur ein kleines Verkehrshinderniss, dass aber schon von weitem sichtbar ist. Der Leader und der Tail können bei Bedarf zusätzlich noch das Warnblinklicht anschalten.

      Dieses unerwartete Anhalten tritt zum Beispiel dann ein, wenn ein plötzlicher Regenschauer den Wechsel auf Regenkombis nötig macht. Oder ein nachfolgendes Gruppenmitglied per Warnblinker signalisiert, dass sofort angehalten werden soll.

      Immer aber ist der Leader dafür verantwortlich, dass die Gruppe kein Verkehrshinderniss darstellt und weder sich noch andere gefährdet. Auf meiner letzten Alpentour habe ich folgendes beobachtet. Der Leader der vorausfahrenden Gruppe hatte wohl Orientierungsprobleme. Der hat dann einfach spontan an einer engen unübersichtlichen Stelle angehalten, um sich in seine Karte zu vertiefen. Ein Kollege hat sich zu ihm gesellt, und hat mit seinem querstehenden Bike die halbe Strasse versperrt. Die anderen Gruppenmitglieder konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen, und haben alle auf eigene Faust im Bereich von 100-300m später irgendwelche Wendemanöver gemacht. So etwas will man nicht sehen! Ein Wunder, wenn da nix weiter passiert...


      Parken

      Ein Sonderfall des Anhaltens ist das Parken auf einem Parkplatz. Auch hier ist ganz besondere Disziplin der Gruppe gefordert. Im Allgemeinen stellen sich alle Bikes nebeneinander auf. In Reih und Glied. Zu diesem Zweck fährt man in einem Bogen vor den Parkplatz, mit ausreichend, aber nicht zuviel Platz zum Nebenmann. Es wollen ja auch noch andere Parken. Dann stösst dann mit den Füssen zurück. Da üblicherweise die Parkplätze zum Rand hin ein Gefälle haben, sorgt das gleichzeitig dafür, dass die Nase des Motorrades nach oben zeigt, und so das Abfahren leicht und mühelos klappt. Wenn das mal eingespielt ist, wird das Einfahren und Parken einer Motorradgruppe ein Spektakel, das immer wieder begeisterte Zuschauer hat. Auch Motorradfahrer sind auf ein positives Bild in der Öffentlichkeit angewiesen.

      Das genaue Gegenteil sind Gruppenmitglieder, die irgendwo parken, mit einer einzelnen Maschinen jeweils einen ganzen Parkplatz besetzen, und dann unnötige Laufereien verursachen. Das ist unprofessionell und gibt ein schlechtes Bild ab.


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      (Bild http://www.yowmtc.com/files/leadinggrouprides.pdf)



      Abbiegen rechts


      Üblicherweise wird nach rechts auf eine vorfahrtberechtigte Strasse oder in einen Kreisverkehr abgebogen. Jeder Fahrer ist dabei für sich selber verantwortlich, deshalb darf sich niemand einfach so darauf verlassen, dass die Strasse frei ist. Jeder muss selber schauen, ob links frei ist. Und dafür eventuell kurz halten. Manchmal hält dann der eigentlich vorfahrtberechtigte Verkehr an und lässt den ganzen Haufen am Stück rein. Manchmal nicht.

      Wenn nicht muss bei nächster Gelegenheit dafür gesorgt werden, dass die Gruppe wieder zusammenkommt. Entweder durch Überholmanöver von hinten, oder durch Rechtsranfahren und Warten vorne.

      Dieses Abbiege-Manöver hat das höchste Risiko, da zwischen anfahrendem Auto und der Gruppe teilweise echte Unsicherheit besteht, wer wann und ob überhaupt losfährt. Es ist ein langsames und zeitaufwendiges Manöver, da die Gruppe kurzfristig wieder in einzelne Subjekte aufgelöst wird, die nacheinander abbiegen.

      Deshalb gibt es in den USA eine andere Variante, die für Sicherheit und zügigen Betrieb sorgt. Ich nenne sie das amerikanische Abbiegen. Der Fahrer hinter dem Leader stellt sich im 45° Winkel auf die Fahrbahn und blockiert damit die Fahrbahn für den ankommenden Autoverkehr. Er beobachtet durchgehend den von links kommenden Verkehr. Falls Autos kommen, werden sie mit Handzeichen zum Stehenbleiben aufgefordert. Währenddessen fährt rechts von ihm die Gruppe schnell und zügig auf die Strasse. Sobald der letzte (Tail) auf der Strasse ist, bedankt er sich per Handzeichen bei den geduldig wartenden Autofahrern und fährt los und reiht sich vor dem Tail wieder ein.

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ID: 2820
      (Bild Alemannen Chapter Germany)

      Dieses Verfahren wird in den USA bei Gruppenausfahrten regelmässig angewandt und funktioniert dort gut und sicher. Dieses Verfahren steht natürlich im Widerspruch zu der bestehenden Strassenverkehrsordnung, weshalb ich es hier nur zu akademischen Studienzwecken nenne.


      Abbiegen links

      Dafür gilt sinngemäß dasselbe wie für Abbiegen rechts, ist nur noch komplizierter, da der vorfahrtsberechtigte Verkehr von beiden Seiten kommt. In Frankreich sind Kreisverkehre sehr viel häufiger wie bei uns. Da lohnt es sich, zuerst rechts abzubiegen, zum nächsten Kreisverkehr vorzufahren und dann um den Kreisverkehr rumzufahren und damit die Richtung zu wechseln.

      Auch für das Abbiegen links gibt es eine amerikanische Version:

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ID: 2819
      (Bild Alemannen Chapter Germany)

      Fahren auf der Autobahn

      Die Autobahn ist die unkomplizierteste Strasse für eine Motorradgruppe. Mehrere Fahrbahnen und kein Gegenverkehr. Die Reisegeschwindigkeit bewegt sich bei 110-120km/h für unverkleidete Bikes, wenn jeder eine Scheibe hat darf es auch schneller sein.

      Der Leader fährt flüssig, wie mit einem schnellen 30-Tonnen Truck. Die ganz linke Spur wird nur solange benutzt, wie es notwendig ist. Dann geht es wieder nach Rechts. Schon nach kurzer Zeit spielen sich Leader und Tail aufeinander ein, so dass die Spurwechsel flüssig und reibungslos gelingen.


      Auffahren auf die Autobahn

      Die Gruppe sollte mindestens 100km/h schnell sein, wenn sie auf der Beschleunigungsspur ist. Sie ordnet sich ein wie ein Lastwagen. Sollte das wegen hohem Verkehrsaufkommen nicht möglich sein, fährt der Leader mit einer moderaten Geschwindigkeit auf der rechten Spur weiter, bis der Rest der Gruppe aufgeschlossen hat und er den Tail im Rückspiegel sieht.


      Spurwechsel Autobahn nach Rechts

      Auf der Autobahn bleibt die Formation zusammen und fährt wie ein 30-Tonner. Nur schneller. Wenn man von der schnelleren linken Spur auf die langsamere Rechte Spur wechselt, dann fährt der Leader zuerst auf die rechte Spur und behält seine höhere Geschwindigkeit bei. Nacheinander fahren alle anderen Bikes auf die rechte Spur. Erst wenn der Tail auch auf der rechten Spur ist, wird der Leader seine Geschwindigkeit anpassen beziehungsweise reduzieren.

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ID: 3023
      (Bild All Things (Safety Oriented) Motorcycle - Group Riding Guidelines)


      Spurwechsel Autobahn nach Links

      Wenn man von der langsameren rechten auf die schnellere linke Spur wechseln will, ist der Leader auf die Zusammenarbeit mit dem Tail angewiesen. Entweder der Leader gibt ein kurzes Blinksignal, oder der Tail merkt schon von sich aus, dass man schneller werden muss. Der Tail geht dann als erstes auf die Überholspur und blinkt weiter. Damit ist diese Spur für nachfolgenden Fahrzeuge blockiert, und die restlichen Bikes wechseln gleichfalls die Spur. Das klappt nach einiger Übung ganz gut.

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ID: 3024
      (Bild All Things (Safety Oriented) Motorcycle - Group Riding Guidelines)


      Fahrspurwechsel bei einer Autobahnauffahrt

      Wenn sich die Gruppe einer Autobahnauffahrt nähert dann ist es wahrscheinlich, dass langsamere Fahrzeuge auf die Autobahn auffahren werden. Es ist in diesem Fall Ratsam, auf die mittlere oder gar die linke Spur zu wechseln. Wie schon gesagt: Wir wollen vermeiden, dass sich Autos zwischen die Gruppe setzen.


      Maut Stationen

      Im Ausland sind praktisch alle Autobahnen mit einer Autobahnmaut versehen. Bezahlt wird IMMER mit der Kreditkarte. Diese sollte spätestens vor der Mautstation griffbereit sein. So eine Mautstation hat mehrere Buchten. Einige sind für Dauerkarteninhaber und für Motorräder gesperrt. Andere sind für Kartenzahler. Auch die sind nicht ratsam, da der Automat unsere Motorräder nicht als solches erkennt und den vollen Preis kassiert.

      Für uns sind die Buchten mit dem Männchen, wo wir unsere Karte abgeben können. Leider sind Mautstationen nicht darauf eingerichtet, für 10 Leute am Stück zu zahlen. Was manchmal geht ist, das man für die nächsten 2 Bikes mitbezahlt. Die müssen dann nacheinander durch die Schranke. Also Schranke auf, erstes Bike durch, Schranke zu, Schranke auf, zweites Bike durch...

      Wenn es drei Buchten mit Männchen gibt, dann teilt sich die Gruppe automatisch auf diese drei Fahrbahnen auf. Nach der Mautstation wartet der Leader in einiger Entfernung am Fahrbahnrand, bis alle durch sind. Die Gruppe stellt sich hinter dem Leader in Position auf. ACHTUNG: Nach der Schranke geben alle Autos Gas. Man muss also damit rechnen, rechts überholt zu werden.

      Am Anfang eines Autobahnstücks bezahlt man nicht, sondern zieht ein Ticket, dass man später zusammen mit der Kreditkarte abgeben muss. In diese Buchten darf man NIE mit allen Motorrädern zusammen einfahren. Besonders in Italien, wo die Automaten von FIAT (Fehler In Allen Teilen)gefertigt sind. Die kommen nämlich total in Verwirrung und versagen den Dienst völlig. Also wartet man am Anfang der Bucht, bis der vorherfahrende Biker sein Ticket hat und die Schranke hochgeht. Erst dann fährt der nächste vor zum Automaten.

      Bei Automaten mit einem roten Druckknopf muss dieser gedrückt werden, um das Ticket zu bekommen. Aber auch dieser Typ kann durch mehrere Bikes in der Ticketbucht irritiert werden, da die Induktionsstreifen im Boden ja nur ein Auto melden.



      Wenden

      Das Wenden wird vom Leader durch Handzeichen angekündigt. Wenn alle Teilnehmer ihre Fähigkeiten im Langsamfahren entwickelt haben, geht der Wendevorgang leicht und ohne Mühe. Wenn nicht, gibt es ein Hin- und Hergeschiebe.

      Deshalb sucht der Leader eine möglichst grossflächige Wendemöglichkeit oder einen grösseren Parkplatz, auf dem alle bequem Wenden können. Sollte man auf einen schmalen Feldweg geraten sein, sucht man ein relativ ebenes Stück mit einer kleinen Steigung am Rand, wo man das Bike bequem durch Hin- und Herbewegen gewendet bekommt. Die Steigung hilft, weil man von dort aus das Bike ohne Mühe zurückrollen lassen kann (Hand an Bremse!). So wenden die einzelnen Fahrer dann Einer nach dem Anderen und stellen sich weiter unten wieder in Formation hinter dem Leader auf.

      Manchmal aber zeigt mir als Leader das GPS nach kurzer Zeit, dass es eine Nebenstrecke gibt, die nur wenig länger ist und ein Wenden überflüssig macht. Dann fahre ich einfach weiter, obwohl ich das Handzeichen zur Wende bereits gegeben habe. Dann ist dieses Zeichen eben nur ein Hinweis darauf, dass wir gerade einen kleinen Umweg fahren. Das beruhigt die anderen Fahrer mit GPS, die sich zwischenzeitlich fragen könnten, wohin zum Teufel ich eigentlich fahre...


      Überholen

      Neben dem Abbiegen ist dieses Fahrmanöver wohl das heikelste und unbeliebteste in einer Gruppe. Nur in Ausnahmefällen wird es möglich sein, dass die ganze Gruppe geschlossen überholen kann. Deshalb werde immer 2-3 Bikes am Stück überholen.

      Für das Überholen gilt alles, was auch schon im 4.ten Kapitel zu diesem Thema gesagt wurde. Jeder ist für sich selber verantwortlich und kann sich nicht blind darauf verlassen, dass der Vorderman für einen mitdenkt.

      Der häufigste Fehler beim Gruppenfahren ist, dass man nach dem Überholen sofort das Gas wegnimmt. Wenn dann weitere Motorräder nachkommen, nimmt man ihnen dadurch den Platz zum Einscheren weg. Deshalb muss man nach dem Einscheren mit Gas weiterfahren, damit die Lücke zum Überholen erhalten bleibt.

      Manchmal gibt es lästige Zeitgenossen, oft in schwarzen Kleinwagen oder Wohnmobile, die vor einer Gruppe herdudeln, aber weder Platz machen noch wirklich schnell genug sind. Aber zu schnell, um sie locker zu überholen. Oder sie machen sich einen Spass daraus, vor der Kurve nochmal zu beschleunigen und dicht zu machen.

      Auch hier gibt es eine amerikanische Methode. Der Leader überholt schnell und präzise, setzt sich vor den Wagen und fährt einfach langsam. So um die 30 km/h. Das gibt den nachfolgenden Gelegenheit, bequem zu überholen. Die nachfolgenden Bikes scheren natürlich nicht hinter dem Leader ein, sondern fahren zügig weiter. Wenn auch der Tail überholt hat, gibt der Leader Gas und bringt sich wieder nach vorne. Da ist es professionell von den Mitfahrern, an die rechte Seite der Fahrbahn zu schwenken, wenn sie den Leader im Rückspiegel sehen, damit er reibungslos überholen kann.

      So ein Fahrmanöver erfordert eine sehr gute Beherrschung der Maschine. Zudem muss man die Geistesruhe haben, das Geblinke, Gehupe und Geplärre des aufgehaltenen Autos stoisch zu ertragen. Und ich erwähne diese Methode wiederum nur zu Studienzwecken.


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      Alle Tips und Übungen in diesem Forum werden ausschlieslich zu Studienzwecken veröffentlicht. Wer diese ausprobiert, macht das auf eigenes Risiko. Der Autor übernimmt keinerlei Gewährleistung für die Richtigkeit oder die Vollständigkeit der publizierten Informationen.


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      Zuletzt geändert von peter; 22.05.2017, 22:29.

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        #4
        Kommunikation in der Gruppe


        Kommunikation und Handzeichen

        Handzeichen

        Für Motorräder gibt es ein System von Handzeichen, mit denen der Leader den nachfolgenden Bikes Zeichen geben kann. Dieses System ist kompliziert, und nicht jeder beherrscht es. Wenn man Zeichen einsetzt, müssen sie vom Leader auf jeden Fall bei der Einweisung vor Abfahrt erklärt werden.

        Wen es interessiert, hier sind sie:

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ID: 3026



        Meine eigenen Handzeichen

        Ich selber mache nicht den Affen vorne auf dem Motorrad. Ich habe genug damit zu tun, auf den Verkehr zu achten, das GPS zu beobachten, die nachfolgende Gruppe im Auge zu behalten. Und dabei selber auch noch die Fahrt zu geniessen. Hinter mir fahren Motorradfahrer mit einem gültigen Führerschein. Die sollte eigenverantwortlich wissen, wie sie fahren müssen.

        Deshalb verwende ich selber nur noch vier Zeichen. Und die auch nur spärlich.


        Gefahr oder Stop

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ID: 2754

        Wenn ich Tiere auf der Fahrbahn sehe, der Bodenbelag zu Schotter wird oder ähnliches, gebe ich mit der linken Hand dieses Zeichen. Es wird von den nachfolgenden Bikes nach hinten weitergegeben. Wenn ich selber von der Gefahr überrascht werde, behalte ich natürlich meine Hände am Lenker. Jeder muss also weiterhin für sich die Augen offen halten und vorausschauend fahren.

        Die zweite Bedeutung, wenn ich die Hand oben lasse ist, dass die Truppe anhalten soll.



        Wenden


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ID: 2751
        Egal wie gut man vorbereitet ist, manchmal verfährt man sich und der ganze Troß muss Wenden. Auch dieses Zeichen wird nach hinten weitergegeben. Dann wissen die Nachfolgenden, dass ich auf der Suche nach einem geeigneten Wendeplatz bin und eventuell überraschend anhalten werde.



        Schneller, Schneller, Schneller

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ID: 2753

        Mit diesem Zeichen winke ich die nachfolgenden Fahrer heran, die (mal wieder) zuviel Abstand lassen oder zu langsam dahin tröddeln. Besonders dann, wenn Überholmanöver anstehen. Wenn ich die Hand mit heftigen grossen Bögen kreisen lasse, dann meine ich nicht die Fahrer direkt hinter mir, sondern die weiter hinten fahrenden.


        Fahr an mir vorbei


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ID: 2752

        Mit diesem Zeichen winke ich dem Nachfolgenden, dass er an mir vorbeifahren kann. Wenn die Strasse eine längere Zeit ohne Abbiegungen verläuft, dann lasse ich gerne auch mal andere Vorfahren und beobachte den Fahrstil von hinten. Dieses Zeichen können auch andere Teilnehmer machen, wenn sie sich lieber weiter hinten positionieren wollen.



        Lichtzeichen

        Die Blinker

        Das wichtigste Lichtzeichen ist der Blinker. Wenn ich vorne wegen einer Richtungsänderung blinke dann möchte ich, dass die nachfolgenden Bikes auch Blinken. Erstens will ich die Rückmeldung, ob mein Blinksignal gesehen wurde.

        Zum zweiten signalisiert man damit den anderen Verkehrsteilnehmern um einen herum, dass gleich die ganze Truppe organisiert und diszipliniert abbiegen oder die Spur wechseln wird. Das verstärkt den (gewünschten) Eindruck, dass die Gruppe wie ein einzelnes Fahrzeug zu sehen ist, und nicht wie ein Konglomerat von individuelle Motorrädern, in das man beliebig hineinüberholen kann.


        Der Warnblinker

        Der wird benutzt, wenn man am Strassenrand parkt, einen Unfall hat, am Ende eines Staus steht. Zudem kann ein hinterer Fahrer damit signalisieren, wenn er anhalten muss. Wenn der vor ihm fahrende Fahrer im Rückspiegel den Warnblinker sieht, schaltet er seinen auch ein. Wenn der Leader seine Warnblinkanlage kurz einschaltet, hat er die Aufforderung quittiert und wird bei nächster Gelegenheit anhalten. Dann werden die Warnblinker der folgenden Bikes natürlich sofort wieder abgeschaltet.

        Bei Harley werden die Warnblinker dadurch eingeschaltet, dass man die beiden Blinkerschalter links und rechts gleichzeitig betätigt. Macht man das nochmal, wird der Warnblinker wieder abgeschaltet.

        Trotz allem kann es aber eine kleine Weile dauern, bis der Leader dieses Signal zur Kenntniss nimmt. Schliesslich kann er nicht ständig nur in den Rückspiegel sehen. Und er wird wahrscheinlich auch nicht sofort anhalten können, sondern muss erst einen geeigneten Platz für die ganze Gruppe suchen. Also nicht ungeduldig werden.


        Fahrlicht

        Das Fahrlicht ist bei Harleys generell automatisch eingeschaltet. Die Lichthupe hat zur Kommunikation innerhalb de Gruppe wenig beizutragen, da man nicht immer in den Rückspiegel schaut. Zusatzscheinwerfer erhöhen die Sichtbarkeit. Wenn der Tail die Zusatzscheinwerfer benutzt, sollten die Bikes vor ihm ihre Ausschalten. Das erhöht den Wiedererkennungswert des Tails für den Leader ganz vorne.


        Funk

        Meine bisherigen Versuche mit einer Funkkommunikation waren nicht sehr erfolgreich. Zudem möchte man sich während der Fahrt nicht die Hucke vollquäken lassen.


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        Zuletzt geändert von peter; 22.05.2017, 22:33.

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          #5
          Fortgeschrittenes Gruppenfahren


          Gruppenfahren für Fortgeschrittene

          In diesem Kapitel behandle ich Fahrtechniken die man einsetzt, wenn es mit einer Gruppe schon ganz gut klappt oder man schon einige erfolgreiche Ausfahrten hinter sich hat. Sie stammen vornehmlich aus dem Personenschutz und werden auch bei Kolonnenfahrten mit VIPs eingesetzt.


          Abbiegungen Markieren

          Wenn man sich mit einer Kolonne schnell bewegt, muss man sicherstellen, dass alle Gruppenmitglieder sicher ankommen. Auch wenn die Formation durch Ampeln oder sonstige Störungen aufgelöst wird.

          Man stelle sich vor, man kommt an eine Abbiegung, an der man die Hauptstrasse verlässt und rechts abbiegen muss. Der Leader biegt rechts ab. Der Fahrer nach dem Leader bleibt an der Kreuzung stehen und wartet an der Strassenseite. Er markiert somit die Abzweigung. Alle anderen Gruppenmitglieder sehen den wartenden Kollegen und fahren entsprechend ab. Erst wenn der Tail sichtbar wird, ordnet sich der Wartende als letzter der Gruppe wieder vor dem Tail wieder ein.

          Es kann sein, dass dem Leader bei zuvielen Abbiegungen die rückwärtigen Fahrer ausgehen. Dann muss er anhalten und so lange warten, bis wieder jemand aus seiner Gruppe auftaucht. Der übernimmt dann das Warten, während der Leader weiterfährt. Diese erprobte Technik erlaubt ein schnelles Vorankommen auch in dichtem Verkehr und unbekanntem Terrain.

          Der Leader kann auch spontan per Fingerzeig dem nächsten Fahrer deuten, dass er an dieser Stelle warten und den Nachfolgenden den Weg weisen soll.

          Diese Fahrtaktik muss mit einer Gruppe erstmal eingeübt werden, wobei jeder mal mehrere male ein Anhalter ist. Erst dann kann man sie im Ernstfall einsetzen.

          Warteposition

          Die Warteposition ist je nach Kurve und Situation verschieden.


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          © 2011, Peter Viczena
          Zuletzt geändert von peter; 06.09.2011, 14:50.

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